Eine Studie des Netzwerks „Gesund ins Leben“ zeigt auf, dass Deutschland nicht so „stillfreundlich“ ist, wie es eigentlich sein sollte, um für die Mütter die Atmosphäre beim Stillen in der Öffentlichkeit zu verbessern. Im Jahr 2020 wurden 1.314 Personen, darunter 307 Mütter mit Kindern im Alter von maximal zwei Jahren befragt, um die Ergebnisse einer entsprechenden Befragung aus dem Jahr 2016 zu vergleichen.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Zahl der öffentlich stillenden Frauen seit 2016 erhöht hat. Insbesondere Personen mit höherem Bildungsstandard stillen grundsätzlich häufiger und tun es auch in der Öffentlichkeit, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Frauen mit niedrigerem Bildungsstandard beklagen sich häufiger über missmutige Reaktionen aus der Öffentlichkeit.
Offensichtlich ist die Akzeptanz bezüglich des öffentlichen Stillens in den vergangenen Jahren gesunken. Jede sechste Person ohne Kleinkind hat demnach ihre ablehnende Haltung dazu angegeben. Das mag wohl auch daran liegen, dass vielen Menschen – außer den Müttern – der positive gesundheitliche Nutzen des Stillens nicht bekannt ist und sie nicht einschätzen können, wie wichtig es ist, durch ihre Akzeptanz eine wohlwollende Stillatmosphäre zu bieten.
Um diesem Ziel näherzukommen, sei es wichtig, mehr Aufklärungsarbeit durchzuführen, damit sich das Basiswissen rund um das Thema „Stillen“ in der Bevölkerung hierzulande erhöht, speziell auch in den Gruppen mit geringerem Bildungsstand, so die Aussage der Studienverantwortlichen.
Lücke, S. et al.
Die gesellschaftliche Akzeptanz von öffentlichem Stillen im zeitlichen Vergleich: Erfahrungen und Einstellungen der Bevölkerung und stillender Mütter 2016 und 2020
Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz
10/2022; 65: 1188–1196.